Die Begriffe Rechtsextremismus, Neonazis, Rechtsradikalismus werden in der politischen Alltagssprache häufig durcheinandergewirbelt. Aber: Wann heißt es rechtsextremistisch und wann rechtsradikal? Wer und was ist damit überhaupt gemeint? Und: Unterscheiden sich Rechtsextremist:innen und Neonazis - oder sind das alles Rechtsradikale? Es gibt Kriterien, die die Begriffe voneinander unterscheiden - und dies zum Teil deutlich. Im Folgenden wird versucht, hier etwas Klarheit zu schaffen.
Rechtsextremismus
In dem Begriff steckt das Wort „Extremismus“ (siehe FAQs Extremismus). Extremist:innen lehnen die Demokratie ab und wollen den Staat verändern. Sie halten das eigene Volk, die eigene Nation für höherwertig als andere Völker und Nationen. Rechtsextremist:innen verachten Menschen, die nicht zu ihrer Nation gehören. Manchmal verstellen sich Rechtsextremist:innen. Sie geben vor, dass sie Recht und Ordnung achten, aber in Wirklichkeit verfolgen sie andere Menschen, die nicht ihrer Meinung sind. Sie schüchtern sie ein und gehen oft gewalttätig vor. In den letzten Jahren gab es brutale Überfälle auf Menschen aus anderen Ländern.
Rechtsextremist:innen begründen ihre Ansichten nicht. Sie behaupten einfach, dass andere Menschen minderwertig sind. Von sich selbst behaupten sie, dass sie die Interessen des Volkes oder der "Volksgemeinschaft" vertreten. Diskussionen über diese Ansichten lehnen sie ab. In einer Demokatie aber muss man diskutieren und sich mit Argumenten auseinandersetzen.
Vorbilder für diese menschenverachtende Einstellung sind häufig der Nationalsozialismus und der Faschismus. Daher sprechen manche bei rechtsextremistischen Gruppen auch von „Neonazis“ und meinen damit "neue Nationalsozialisten".
Neonazismus
Neonazismus (Kurzform von: Neo-Nationalsozialismus) ist eine rechtsextreme Strömung, die sich zur Ideologie des Nationalsozialismus bekennt und die (Wieder-)Errichtung eines autoritären Führerstaats nach dem Vorbild des "Dritten Reiches" anstrebt. Anhänger des Neonazismus werden Neonazis genannt.
Der Begriff Neonazismus wird etwa seit Ende der 1970er Jahren verwendet, um jüngere Anhänger:innen des Nationalsozialismus von Personen abzugrenzen, die bereits während der Nazi-Zeit dieser Ideologie anhingen (diese werden umgangssprachlich "Alt-Nazis" genannt). Neonazis beziehen sich offen auf die Tradition des historischen Nationalsozialismus, sie verherrlichen Hitler und die NS-Diktatur – und stehen damit in ganz klarem Widerspruch zur Verfassung. Sie nutzen Nazi-Symbole und -Parolen und sehen SA- und SS-Verbände als Vorbilder an. Nationalsimus, Rassismus und Antisemitismus bestimmen ihr Weltbild. Neonazis sind immer rechtsextrem − umgekehrt kann aber nicht jede/r Rechtsextreme automatisch als Neonazi bezeichnet werden.
Rechtsradikalismus
Der Begriff Rechtsradikalismus ist unscharf. Meist werden unter ihn politische Richtungen und Organisationen zusammengefasst, die von einer anti-liberalen, demokratiefeindlichen und nationalistischen Grundhaltung geprägt sind, dabei aber gerade noch innerhalb der verfassungsgemäßen Ordnung stehen.
Der deutsche Verfassungsschutz nutzte den Begriff "Rechtsradikalismus" bis Anfang der 1970er Jahre, um verfassungsfeindliche Bestrebungen von rechts zu benennen. Danach wechselte er zum Begriff "Rechtsextremismus". In der Umgangssprache werden beide bis heute oft synonym verwendet, in der Fachwelt aber wird klar unterschieden:
"Bei ’Radikalismus’ handelt es sich zwar auch um eine überspitzte, zum Extremen neigende Denk- und Handlungsweise", so der Verfassungsschutz. "Im Unterschied zum ’Extremismus’ sollen jedoch weder der demokratische Verfassungsstaat noch die damit verbundenen Grundprinzipien unserer Verfassungsordnung beseitigt werden."
Quelle: bpb.de
[Stand April 2023]